Spinnen I und II

 

 

2015

 

Makrophotographie

Pigmentdruck auf Barytpapier; Glas; Buchenholz

150 cm x 650 cm

115 cm x 150 cm

130 cm x 180 cm

 

 

Spinnen - Studienpreisnominierung 2015

 

Stephan Kopiczinskis Werk bewegt sich in den Bereichen Fotografie, Objektkunst und Installation, wobei er die einzelnen Genres nicht selten in dualisierender Weise verbindet. In seiner letzten Schaffensperiode kreierte er aus verschiedensten Materialien unzählige Figuren und Objekte, die von Wollfäden, Schnüren und Klebebändern zusammengehalten werden. Diese kleinen Skulpturen wiederum dienten ihm oftmals auch als Vorlagen für Fotografien die er in erzählerisch, installativer Weise auch gemeinsam mit seinen Objekten ausstellte.

 

Die hier gezeigte, fünfteilige Fotoarbeit mit dem Titel Spinnen ist in einem ähnlichen Prozess entstanden. Es sind sehr ästhetisch wirkende, digitale Makrofotografien eines locker zusammengeballten Knäuels von etwa 20 toten Weberknechten. Kopiczinski inszeniert sie altarhaft, auf zwei feinen Leisten, sehr fragil wirkend, hinter schräg stehenden Glasscheiben.

 

Das Thema Vergänglichkeit, Tod oder vielleicht auch Gewalt, welches hier im Motiv zum Ausdruck kommt, gab es schon in früheren fotografischen Arbeiten Kopiczinskis, auf denen er tote Hunde und Katzen zeigte. Neu ist bei der hier beschriebenen Arbeit die Prozesshaftigkeit, die über die Serie zum Ausdruck kommt. Von links nach rechts lesend wird das Knäuel von toten Weberknechten zunächst in seiner objekthaften Gesamtheit gezeigt. Durch die technische Verbindung von hartem Blitzlicht und einer Schwarz-Weiss-Umkehrtechnik erscheinen die zarten, lichtdurchlässigen Körper wie transzendiert vor schwarzem Hintergrund. Den Mittelteil bildet ein Triptychon aus in sich versetzten Detailaufnahmen. Sogartig verliert man sich gleichsam in einem lichtdurchfluteten Netz von Spinnenbeinen und -körpern. Beim letzten Bild der Serie, einer Positivaufnahme, findet eine Umkehrung statt. Sie endet mit dem objektiven, versachlichten Blick von außen auf das Knäuel von dunklen Spinnen, dieses Mal auf hellem Grund, dessen Weiß uns Klarheit suggeriert.

 

Kopiczinski wirft mit seiner Arbeit viele Fragen auf über das, was das Leben an sich ausmacht. Er konfrontiert uns über seine Bilder als Betrachtende mit uns selbst und unserem eigenen Körper und mit unserem eigenen „lichterfüllt“ Sein sowie auch mit unserer eigenen Vergänglichkeit.

 

Dr. Verena Tintelnot